Jeder kennt sie: die kunstvollen, ornamentalen Henna Tattoos, die gerade im Sommer beliebt sind und traditionell die Hände und Füße schmücken, sind ein echter Hingucker.
In der westlichen Welt wurden Henna Tattoos spätestens Ende der 90er Jahre beliebt, als sich Madonna im Rahmen ihres Ray of Light Albums einen spirituellen Look zulegte und zum Ambassador für Yoga und die Kabbalah mutierte. Schon Jahre vor Madonna waren Stars wie Demi Moore oder Gwen Stefani die Vorreiter.
Wie so viele Trends der 1990er Jahre ist in den letzten Jahren also auch das Henna Tattoo wieder aufgetaucht und schmückt nicht nur die Körper von Celebrities.
Woher stammen die Henna Tattoos?
Es wird angenommen, dass die in Deutschland meist als Henna Tattoos bezeichneten ornamentalen Körperbemalungen ihren Ursprung in Persien haben und seit über 5.000 Jahren zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden. Da die Tradition so alt ist, ist es jedoch schwierig, ihren tatsächlichen Ursprung festzulegen.
Jüngste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass das Bemalen der Finger- und Zehenspitzen erstmals im antiken Ägypten verwendet wurde.
In den letzten Jahrtausenden bis Jahrhunderten sind die Henna Tattoos in Indien, auf der Arabischen Halbinsel und Nordafrika (z.B. in Marokko, Tunesien, Ägypten oder dem Sudan) sehr verbreitet. Sie tauchen dabei sowohl in hinduistisch als auch in islamische geprägten Kulturen auf und sind fest mit Ritualen und Festlichkeiten verknüpft.
Aber auch Dokumente aus dem Mittelmeer Raum um 1.000 vor Christus deuten darauf hin, dass der Gebrauch von Henna zum Körperschmuck in Europa ehemals ebenfalls populär war.
Das im Deutschen oder Englischen gebräuchliche Wort Henna stammt von dem Arabischen Wort Hina, welches die Henna Pflanze bezeichnet. In Nordwestindien werden die Henna Tattoos auf Hindi korrekt als Mehndi oder Mehendi bezeichnet.
Mehndi als indischer Hochzeitsbrauch
Historisch betrachtet, war das Aufbringen von Henna Tattoos in der ein oder anderen Formen mit der Ehrung des jungen weiblichen Körpers verbunden, und lässt sich so als Zeichen von Jugend, Schönheit und Fruchtbarkeit deuten.
Zwar werden Henna Tattoos auch zu anderen hinduistischen oder islamischen Feierlichkeiten aufgetragen, am bekanntesten sind Mehndis heute jedoch als Teil der indischen Hochzeitszeremonie.
Die sogenannten „Night of the Henna“ wird heute weltweit in verschiedenen Kulturen zelebriert. In Indien werden die Henna Tattos in der Nacht vor der Hochzeit aufgetragen und erfüllen sowohl kosmetische wie auch rituelle Zwecke für die Braut.
Der Abend wird von der Familie der Braut ausgerichtet und während die Braut mit den Mehndi Ornamenten geschmückt wird, sind traditionell nur die Frauen beider Familien anwesend. Der Abend hat einen fröhlichen Charakter und später am Abend sind auch die Männer zur „After Party“ willkommen.
Zwar ist das Auftragen der Mehndi kein striktes, religiöses Ritual, dennoch wird es von den meisten Menschen in Indien heute als fester Bestandteil der Hochzeit angesehen.
In Bangladesch, Kaschmir und im Sudan wird auch der Bräutigam mit den kunstvollen Ornamenten geschmückt, wenn auch weniger aufwendig.
Henna Tattoos an Füßen und Händen sollen Glück bringen
Doch was ist der Sinn der Henna Tattoos? Immerhin muss die Braut für ein gelungenes Mehndi oft bis zu 8 Stunden oder sogar länger still sitzen.
Die Henna Tattoos sind als ein Symbol für die Schönheit zu verstehen und sind natürlich ein sehr ästhetisches Element, um die Braut zu schmücken. Viel wichtiger ist jedoch, was spirituell mit den Mehndis verbunden wird.
Mehndis stehen für Glück und die freundlichen Geister, die die Braut in ihrer Ehe begleiten sollen. Die Braut erfährt quasi eine Art Segnung mit dem Auftragen der Henna Tattoos, die den Vermählten gute Gesundheit und Wohlstand bringen soll.
Das Auftragen der Henna Tattoos dient außerdem dem Zweck, der Braut vor der Hochzeit Ruhe zu verschaffen. Henna soll aufgrund seiner natürlichen Inhaltsstoffe kühlend wirken. Zusammen mit dem Umstand, dass die Braut über Stunden still sitzen muss, sollen so ihre angespannten Nerven beruhigt werden.
Wie bei alle Jahrhunderte alten Traditionen gibt es ein paar amüsante Regeln und Volksweisheiten rund um die Henna Tattoos der Braut:
Je dunkler desto besser
Ein verbreiteter Aberglaube besagt, dass je dunkler das Mehndi auf der Handfläche der Braut ausfällt, desto mehr wird die künftige Schwiegermutter die junge Braut lieben. Sicherlich auch eine gute Motivation, um brav still sitzen zu bleiben, denn je länger das Henna auf die Haut einwirkt, desto besser sind in der Regel die Resultate.
Und es gibt noch einen weiteren angenehmen Nebeneffekt für die Braut, wenn das Mehndi besonders dunkel ausfällt. Denn traditionell übernimmt die Braut keine Hausarbeit solange das Henna Tattoo nicht vollständig verblasst ist.
Say my Name
Oft wird der Name des Bräutigams, teilweise auch der der Braut, in den Ornamenten der Mehndi Bemalungen versteckt. Eine Tradition sieht vor, dass der Bräutigam seinen Namen in der Hochzeitsnacht finden muss bevor es ihm erlaubt ist, sich ihr körperlich zu nähern.
Ein anderer Glaube besagt, dass die Braut die dominante Rolle in der Ehe haben wird, sollte der Bräutigam daran scheitern, seinen Namen zu finden.
Wie wird Henna Paste hergestellt?
Die Henna Paste wird aus der gleichnamigen Pflanze Mehendi oder auf arabisch Hina (lateinische Bezeichnung Lawsonia inermis) gewonnen.
Hierzu werden die Blätter der Pflanze getrocknet und zu einem feinen Pulver zermahlen. Dieses wird dann vor dem Auftragen mit Wasser zu einer Paste verrührt.
Wie lange halten die Henna Tattoos?
Da anders als bei einem normalen Tattoo das Tattoo mit Henna nur äußerlich auf die Haut aufgetragen wird und keine Farbpartikel subkutan in die unteren Hautschicht eingebracht werden, halten die Mehndis natürlich auch nicht lange.
Nach etwa 2 bis 3 Wochen, wenn sich die oberen Hautschichten erneuert haben, ist das Henna Tattoo wieder verblasst.
Vorsicht bei schwarzem Henna
Natürliches Henna ist gesundheitlich unbedenklich, nur wenige Menschen mit einer bestimmten Störung können eventuell allergisch auf die Paste reagieren. Im Sinne der persischen Tradition sollen die Mehndi-Blätter sogar positive gesundheitliche Eigenschaften haben und werden teilweise auch gegen z.B. Pilzbefall oder Insekten eingesetzt.
Das Original Henna besteht aus rein pflanzlichen Zusatzstoffen, erkennbar an der typisch rot-braunen Färbung, die es auf der Haut hervorruft.
Oft werden allerdings auch schwarze Henna Tattoos angeboten, ganz gemäß des Leitspruchs „Je dunkler desto besser“. Dabei sollte Ihnen jedoch bewusst sein, dass es keine natürliche schwarze Henna Farbe gibt, diese sollten Sie lieber meiden.
Um den schwarzen Farbton herstellen zu können, und den Kunden auch kürzere Trocknungszeiten zu bieten, wird der Henna Paste meist der Stoff PPD (p-Phenylendiamin) beigemischt, welches auch aus Haarfärbemitteln bekannt ist.
Dieses kann jedoch schwere allergische Reaktionen hervorrufen und die Haut und sogar Leber im schlimmsten Fall irreparabel schädigen. Zwar ist es in Europa erlaubt, Henna Paste bis zu 6% PPD zuzusetzen, dennoch empfehle ich Ihnen aus gesundheitlichen Gründen stets nur 100% natürliches Henna zu verwenden.
Dunkles Henna mit natürlichen Inhaltsstoffen
Allerdings gibt es ein paar Tricks, wie auch mit natürlichem Henna mit ein wenig Glück und Geschick ein dunklerer Farbton (jedoch kein schwarz!) erreicht werden kann.
Dazu wird der Henna Paste zum Beispiel das ebenfalls natürliche Indigo zugefügt. Oder beim Verrühren des Henna Pulvers werden der Paste Kaffee, Zitronensaft oder Nelken beigemischt.
Und? Wollen Sie es selbst einmal ausprobieren? Wir finden, die Henna Tattoos sehen auch auf den Füßen im Sommer besonders toll aus.
Ich wünsche Ihnen schöne Sommertage und einen kühlen Kopf in der Hitzewelle!
Ihr Adem Erdogan
Über den Autoren:
Adem Erdogan ist einer der führenden Fußchirurgen Deutschlands. Seine umfassenden Erfahrungen sowohl im diagnostischen als auch operativen Bereich ermöglichen ihm eine individuelle Vorgehensweise für jeden Patienten und jede Patientin. In seiner Facharztpraxis in Düsseldorf behandelt er Fußdeformitäten- und Fehlentwicklungen.
Lesen Sie hier, wie andere Patienten den Fußspezialisten Adem Erdogan auf www.jameda.de beurteilt haben.